Ortler Hintergrat jetzt im Abstieg mit „ALU Leitern“

In der ersten August-Woche bestieg ich innerhalb von drei Tagen zweimal den König Ortler. Zunächst über die Payerhütte auf dem Normalweg. Dieses Jahr sind die Spalten im Gletscherbruch so groß, dass die Suldener Bergführer zwei Alu-Leitern installiert haben. Danach sind wir von der Payerhütte nordseitig um den Ortler herum auf die Hintergrathütte (3,5h) gewechselt. Wir hatten Glück, dass auf der Privathütte nur 4 Zweier-Seilschaften übernachteten, die wie wir um 04:00 Uhr am nächsten Morgen zum Hintergrat aufbrachen. In ca. 8 Stunden erreichten wir zum zweiten Mal den Gipfel und stiegen wieder über den Normalweg zur Payerhütte ab. Am nächsten Tag wechselten wir noch auf die Düsseldorfer Hütte, von der aus wir noch den hohen Angelus und die Vertainspitze bestiegen.

Für „Hintergrat Novizen“ noch einige wichtige Informationen, die so in keinem Führer zu lesen sind.

1. Es macht Sinn am Tag davor ca. 200 Hm aufzusteigen. Nach der Moräne des Suldenferner kommt rechts der  erste steile „Schuttanstieg“ -oben – nicht den Steinmanndeln folgen (Blockgelände), sondern scharf Links am Abgrund entlang hoch – die Route ist viel bequemer in der Dunkelheit zu begehen.

2. Die linksseitige Umgehung des Signalkopfs -nach dem ersten Eisfeld (ca. 3700 m) ist nicht einfach zu finden. Eine Stange und buddhistische Gebetsfahnen zeigen die Richtung. Etwas oberhalb der Gebetsfahnen nach links queren zu einem Abseilring. An diesem ca. 30 m abseilen (kann bei trockenem Fels auch gut abgeklettert werden). Danach nochmals ein Ring für die ausgesetzte Querung auf dem folgenden Band.

3. Die Schlüsselstelle bei ca. 3730m  ist sehr abgespeckt leicht überhängend und abdrängend. Bei 1,86 m Größe jedoch „AO“-mäßig gut zu bewätigen (an der Abseilkette mit einem Arm hochziehen). Nächste Seilänge genau über den Kopf klettern.  Danach kommt ein ausgesetzer spitzer Schuttgrat – viel loser Fels ne Art schwarze Schieferplatten.

4. Nach dem zweiten seilem Eisfeld (ca. 40° steil und 100 m lang) nicht dem leichteren Gelände nach links folgen – sondern in Falllinie gerade aus hoch klettern (nach ca. 6 m ein geschlagener Haken).

5. Es gibt ein drittes Eisfeld (nicht in den meisten Topos) das bei weichem Firn auch ohne Steigeisen gut zu gehen ist,  da sich die ca. 50 m mit Köpflstand gut absichern lassen.

Fazit: ja ein alpiner Klassiker mit genialer Aussicht den ganzen Tag – jedoch war ich ein wenig enttäuscht, da es nur ca 6-8 Seillängen reiner Gratkletterei sind, bei 1250 Höhenmeter. Der Rest im 1-2er Gelände ist sehr schuttig. Die im Topo angebenen 6 Stunden sind eher knapp bemessen. Wir brauchten als Dreier Seilschaft ca. 8 Stunden. Für den Abstieg über den Normalweg zur Payerhütte sollte man auch noch 4 Stunden einberechnen -Achtung im Bärenloch Gefahr durch Eisschlag (Seracs) am späten Nachmittag.

Nach wie vor ist die schönste Gratkletterrei in den Ostalpen für mich der Jubiläumsgrat an der Zugspitze-  freue mich nächste Woche in wieder zu begehen. Das „Schöne“ ist oft nicht weit! Alle folgende Bilder von Steffen Wolf

Jeder Bergsteiger hat ein gewisses Ziel, ob ein leichter Gipfel oder eine überdimensionale Felswand. Jeder, ob Alpinist oder Wanderer, entwickelt eine ähnliche Denkweise in vielen Bereichen des Lebens. Das verbindet uns Bergsteiger zu einem großen Kreis, anders als in einem Sportverein. Seilpartner sind Freunde fürs Leben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.